Wir wünschen Ihnen alles Gute für das neue Jahr mit hoffentlich vielen Lichtblicken!
Unser Frühjahrsprogramm führt nach Portugal, ins Berlin der 1920er Jahre – und rund um die Welt: mit »Alles – bloß nicht vage!« über die portugiesische Dichterin Florbela Espanca von Catrin George Ponciano, mit »Good-bye für heute« von Margaret Goldsmith in der deutschen Erstübersetzung von Eckhard Gruber, der auch schon Goldsmith auf Roman »Patience geht vorüber« bei uns herausgegeben hat, und mit »Sand im patriarchalen Getriebe« von Doris Hermanns über die Geschichte der Frauen-Buch-Bewegung. Durch unser Programm blättern können sie in unserer frisch erschienenen Frühjahrsvorschau.
Und auch ein Blick auf unser Veranstaltungsprogramm lohnt sich: Am Mittwoch, den 22. Januar sprechen Susanne Bader und Björn Siller im Rahmen der Jüdischen Literaturwoche der Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg mit Ingeborg Gleichauf, Autorin des Kolmar-Porträts »Alles ist seltsam in der Welt«,
über Leben und Werk von Gertrud Kolmar.
Am Montag, den 27. Januar findet im Berliner Konfuzius-Institut die Finissage der Ausstellung »Begegnungen mit der Fremde – deutschsprachige Abenteurerinnen in China« mit Martine Bölck und Hilke Veth, den Kuratorinnen und Autorinnen des Buches »›Ausgerechnet zu den Chinesen ...‹ Deutschsprachige Abenteurerinnen in China«, statt, mit einem anschließenden Konzert zum anstehenden Chinesischen Neujahr.
»leb' wohl, bohème. Die Welt der Margarete Beutler« ist ein ganz besonderes Stück, das ab Dienstag, den 4. Februar im experiment-theater in Wien zu sehen ist: Stefanie Elias hat Margarete Beutlers Texte, die Winfried Siebert und Martin Freksa bei uns unter dem Titel »Ich träumte, ich hätte einen Wetterhahn geheiratet« herausgegeben haben, mit Kompositionen von Oliver Steger in einem Monodram verarbeitet, das bis zum 20. Februar gezeigt wird.
Herausgeber Winfried Siebert stellt Margarete Beutler und deren Werk am Sonntag, den 9. Februar 2025 im Schloss vor Husum im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung »Frei Leben! Die Frauen der Boheme 1890–1920« der Monacensia vor.
Der nächste Abend unserer Reihe »Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen« in der Berliner Hansabibliothek findet am Mittwoch, den 26. Februar statt und ist der
1938 nahe Manchester geborenen Shelagh Delaney gewidmet, die nicht nur erfolgreiche Dichterin und Drehbuchautorin
war, sondern, offen verehrt von Bands wie The Smiths und den Beatles, auch zur Pop-Ikone wurde. Theaterstücke und Erzählungen Delaneys sind bei uns, übersetzt von Tobias Schwartz, in der kleinen
Werkausgabe »A Taste of Honey« erschienen.
Und wir empfehlen natürlich immer noch wärmstens unsere Herbsttitel: »›Ich, Christine‹«, eine Auswahl der einzigartigen und aufschlussreichen autobiografischen Schriften der um 1365 geborenen Philosophin und Schriftstellerin Christine de Pizan, sowie die deutsche Erstübersetzung von »Kleine Fliegen der Gewissheit« der Bloomsbury-Schriftstellerin Molly MacCarthy. Dass es »eigentlich unglaublich« ist, dass die Autorin im Gegensatz zu ihrer Cousine Virginia Woolf bei uns nahezu unbekannt ist, betonen auch Rezensent:innen immer wieder. Das finden wir auch!
»Lies ein Buch, das grotesk oder kafkaesk ist«, ein #KafkaBuch, heißt die Indiebookchallenge im Januar. Wie wäre es mit »Was nicht alles« von Rose Macaulay oder mit Marina B. Neuberts Roman »Was wirklich ist«?
Alles Gute für 2025 und herzliche Grüße,
Ihre Britta Jürgs
Good-bye für heute
Berlin 1926: Die junge Medizinstudentin Karin lebt mit ihrer Mutter, der gebürtigen US-Amerikanerin Jean, und ihrem Zwillingsbruder Erhard nach dem Tod des Vaters im einstigen Stadtdomizil der Familie am Lützowplatz. Doch nicht nur die einst herrschaftliche Wohnung ist nach dem Krieg geteilt und zimmerweise vermietet, auch durch die Familie ziehen sich Risse.
Alles – bloß nicht vage! Die portugiesische Dichterin Florbela Espanca
Die autobiografische Poesie der 1894 geborenen und 1930 gestorbenen Dichterin Florbela Espanca steht für den weiblichen Aufbruch in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unerschrocken, unersättlich, ungebändigt: alles – bloß nicht vage.
Sand im patriarchalen Getriebe
1975, vor 50 Jahren, wurde der erste Frauenbuchladen in Deutschland gegründet, nahezu zeitgleich entstanden die ersten deutschen Frauenverlage. Doris Hermanns erzählt die Geschichte der Frauen-Buch-Bewegung von ihren Anfängen bis heute und macht deutlich, wie vielfältig – und wie international – diese von Anfang an war und ist.
Kleine Fliegen der Gewissheit
Shakespeares Schwester ist Fiktion, doch Virginia Woolfs Cousine gab es wirklich. Molly MacCarthy gehörte nicht nur zur Bloomsbury Group, sie war auch die Initiatorin des legendären Memoir Clubs. Ihr wichtigster Erinnerungstext erscheint nun erstmals auf Deutsch: ein so eindrücklicher wie unterhaltsamer Lebensbericht und zugleich ein aufschlussreiches Porträt des ausklingenden viktorianischen Zeitalters – nicht ohne britischen Humor.
»Ich, Christine«
Von der Jugend am Hof Charles V. und einer glücklichen Ehe durch Lebenskrisen und Armut zur erfolgreichen Schriftstellerin: Ebenso einmalig wie die literarischen
und philosophischen Schriften der um 1364 geborenen Christine de Pizan sind ihre autobiografischen Berichte. Die Lebensdokumente der Autorin des »Buchs von der Stadt der Frauen« erscheinen erstmals auf Deutsch.
150. Geburtstag am 30. Juni 2025
Die Bräutigame der Babette Bomberling
Unser Lieblingsroman von Alice Berend über eine Sargfabrikantengattin, die einen Bräutigam für ihre Tochter sucht. Mit viel Witz und Humor schildert Berend reich
gewordene Kleinbürger und verarmte Adlige, Langzeitstudenten und aufstiegsbegierige Parvenüs im Berlin des beginnenden 20. Jahrhunderts. Einfach köstlich!
50 Jahre Frauen und Film!
Dagmar Brunow, Katharina Müller (Hg.)
Frauen und Film, Heft 72: Archive
Gerade für die feministische Filmtheorie und Geschichtsschreibung waren die Archiv-Diskussionen der 1980er Jahre von entscheidender Bedeutung. Im Jubiläumsjahr widmet sich das Heft der Archivierung und damit den Praxen des Sammelns, Katalogisierens und Kuratierens.
Die Schlacht um den Hügel
»Zu anti-deutsch« sei Hanna Kiels Text, so das Argument, an dem die deutsche Veröffentlichung der »Schlacht um den Hügel« 1947 scheiterte. Die Schriftstellerin und Kunsthistorikerin Hanna Kiel schildert
eindrücklich jene Wochen im August 1944, als die Wehrmacht die nördlichen Hügel von Florenz besetzte, bis zur Befreiung durch Partisanen und Alliierte.
Wem die Fragen nicht brennen
Gudrun Ensslin gehörte zur Führungsspitze der RAF. Zugleich war sie eine hochgebildete Person. In ihrer Biografie Ensslins räumt Ingeborg Gleichauf mit den gängigen Stereotypen auf, die die Terroristin als Produkt eines provinziellen Pastorenhaushalts, als hysterische Blondine, als Waffen- und Modefetischistin sehen, und zeichnet ein differenziertes Bild einer so widersprüchlichen Persönlichkeit.